Radtouren
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15.7.2001: Bad Mergentheim - Bettwar
Morgens mit Familie Kohler gefrühstückt, dann hinaus ins unfreundliche
Wetter. Kurz hinter Bad Mergentheim fällt uns in Merkelsheim der windschiefe
Kirchturm auf, wohl ein Zeugnis vergangener dörflicher Zimmermannskunst.
Es ist Sonntag, und wir fahren durch herrlich kaffige Sonntagsvormittagsatmosphäre,
Glockengeläut und Kuhstallduft.
Nach wenigen Kilometern hat uns Familie Kohler eingeholt, worüber sich
besonders Carolin freut. Die schwatzt fröhlich mit Tochter Verena, kilometerlang.
Das Ganze im ständigen Nieselregen bei grauverhangenem Himmel. Der Radweg
führt fröhlich bergauf und bergab, von wegen Tauber"tal".
In munterer Unterhaltung vergeht die Zeit trotzdem wie im Flug.
Nach 30 km gegen 11:30 dann Pause in einem Dorfgasthaus in Creglingen. Spielecke
für die Kinder, Obstler für uns. Gegen 13 Uhr weiter, immer noch im
Nieselregen und immer noch bergauf und bergab. Vor Rothenburg schließlich,
im Dorf mit dem sprechenden Namen "Bettwar", lockte uns dann ein Gasthof
mit dem Schild "Zimmer frei". Zwar ist es erst knapp 15 Uhr, aber
den weiteren Tag mit Familie Kohler zu verbringen, ist verlockend. Und außerdem
trockener als die Weiterfahrt. Also haben wir uns dort einquartiert; Verena
und Carolin freuen sich sehr. Den restlichen Tag haben wir mit Duschen, gammeln
und schließlich in der Gaststube verbracht. Die Kinder toben fröhlich
herum, die Eltern freuen sich bei Wasser, Radler und Bier. Zeitgleich läuft
die Tour de France - die armen Kerle können nicht spontan im nächsten
Gasthof einkehren.
ca. 45 km, Netto-Durchschnitt 15,9 km/h
16.7.2001: Bettwar - Rothenburg
Das geplante Ausschlafen wurde von einer fröhlich herumkrabbelnden Johanna
zunichte gemacht. Dabei lädt das Wetter zu nichts anderem ein als zum Schlafen
- so wie es die ganze Nacht geregnet hat, regnet es morgens weiter.
Frühstück zusammen mit den Korschenbroichern. Schließlich lässt
sich der Aufbruch nicht weiter hinauszögern, um 10 Uhr geht's hinaus in
den kalten Regen. Nach den ersten Hügeln ist's dann auch wieder warm. Dann
der Anstieg nach Rothenburg, der nur schiebend zu bewältigen ist. Zur Erheiterung
der Kinder wirft Gabi eine Bananenschale den Abhang herunter, die dann fröhlich
winkend in einem Busch hängen bleibt.
Nach der verheißungsvollen Einfahrt durch ein Tor der Stadtmauer trennen
sich dann unsere Wege, Verena und Carolin verabschieden sich. Die Korschenbroicher
wollen weiter Richtung Nürnberg. Mittlerweile hat der Regen zwar aufgehört,
trotzdem ist es kalt und grau. Weil
wir Rothenburg und seinen Sehenswürdigkeiten etwas mehr Zeit spendieren
wollen und uns die bepackten Räder lästig sind, suchen wir gleich
wieder ein Quartier. Dies glückt schnell, danach endlich los zur Stadterkundung.
Rothenburg hat einen geschlossenen mittelalterlichen Stadtkern und ist komplett
von einer Stadtmauer umgeben. Der Eindruck täuscht trotzdem, Rothenburg
ist in den letzten Kriegstagen zu 45% zerstört worden. Nach dem Genuss
von "Schneebällen", furztrockener, geschmackloser, dauerhaltbarer
Gebäck"spezialitäten", nehmen wir an einer Stadtführung
teil. Sehr informativ, Johanna schläft allerdings dabei im Hänger
ein. Danach noch ins Käthe Wohlfahrt Weihnachtskaufhaus, von dem Carolin
hellauf begeistert ist und uns eine Kitschvergiftung droht. Anschließend
ins Kriminalmuseum mit mittelalterlichen Folterinstrumenten, in dem wir unser
Vokabular um "Schandmaske", "Halsgeige" und "Bäckerstuhl"
erweitern konnten und Carolin möglichst wenig über die ausgestellten
Gegenstände erklärt haben.
Schließlich zurück zum Gasthaus. Wir waren doch erstaunt, welch starker
Touristenmagnet Rothenburg ist. Das Stadtbild wird von Scharen von Japanern
geprägt, außerdem hört man sehr viel amerikanisch. Aufschriften
in Läden sind deutsch, englisch und japanisch. Laut Stadtführerin
besteht die internationale Deutschland-Besichtigungstour aus den Stationen Loreley-Heidelberg-Rothenburg
ob der Tauber-Hofbräuhaus-Neuschwanstein. Und je nachdem, ob die Japaner
Filzhüte aufhaben oder nicht, kann man ersehen, welche Richtung ihre Rundtour
hat.
Abends haben wir noch das Bett von Catrin zusammengebaut. Mindestens 6 Latten
des Lattenrostes mussten in ihre ursprüngliche Halterung zurückgeboxt
werden.
Hoffentlich wird das Wetter morgen besser, der Wetterbericht weckt wenig Hoffnung.
satte 7 km, Netto-Durchschnitt 9,9 km/h
17.7.2001: Rothenburg - Wasserzell (Ansbach)
Morgens der prüfende Blick zum Himmel: Es ist trocken, aber es dräuen
dunkle Wolken. Auf dem Weg aus Rothenburg heraus noch die Spitalbastei angesehen,
bevor wir dann solange außen an der Stadtbefestigung entlang fahren, bis
wir auf den Beginn des Altmühl-Radweges stoßen. Kurz später
haben wir - allerdings schiebend - die "Frankenhöhe" erklommen,
danach wird es sehr ländlich. Sanft hügelig geht es durch Mittelfranken.
Nach einer Pause in Colmberg verlassen wir dann gleich wieder den Altmühl-Radweg,
um auf der "Burgenstraße" den direkten Weg nach Ansbach zu nehmen.
Laut der Wirtin im Rothenburger Gasthaus soll es dort nämlich ein tolles
Spaßbad geben.
Es ist nach wie vor trocken, aber bedeckt und ziemlich kalt! Interessanterweise
ist auf diesem Teilstück gleichzeitig der "Karpfenradweg"
ausgeschildert; wir haben keine Ahnung, wie der Weg zu seinem Namen kommt. Bald
stoßen wir auf eine Bahnlinie, die Catrin nach einem prüfenden Blick
in die Karte fachmännisch als reine Güterverkehrsstrecke identifiziert.
Kurz danach rauscht ein ICE an uns vorbei... (Spätere Nachforschungen im
Web haben ergeben, dass es mehrere fränkische Karpfenradwege gibt. Unter
www.karpfenradweg.de
ist auch einer beschrieben.)
In
Wasserzell, kurz vor Ansbach, halten wir an einem kleinen Spielplatz, um zu
picknicken. Die Kälte treibt uns allerdings schnell weiter. Bei der Touristeninfo
im Zentrum von Ansbach haben wir nach einer preiswerten Bleibe gefragt.
Daraufhin hat die sehr nette Dame uns zu einem Bauernhof in Wasserzell vermittelt,
wir müssen bereits daran vorbeigefahren sein. Zurück, Gepäck
abladen, dann Ansbach besichtigen. Die Stadt ist scharf geteilt zwischen der
mittelalterlichen Altstadt und den Rokoko - Prunk- und Protzbauten des letzten
Markgrafen, der nach den Bauten allerdings auch pleite war. Hübsche Geschäftsstraßen
mit "normalen" Läden.
Schließlich nach Wasserzell zurückgefahren mit zwei schlafenden Kindern
im Hänger, um im Dorfgasthaus von Wasserzell gar nicht mal schlecht zu
essen.
Schnell die Kinder ins Bett gebracht. Der "Aufenthaltsraum" unserer
Bauernhof-Pension wird bereits von den einquartierten Arbeitern in Beschlag
genommen, so setzen wir uns noch kurz mit einer Flasche Rotwein vors Haus, bis
es uns endgültig zu kalt wird.
42 km, Netto-Durchschnitt 15,2 km/h
© Martin Taplick, 23.03.2002. Letzte Änderung 08.03.2008