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Schwieger-MutterTour 2002: Rhein - Westfalen - Sauerland

Teil 2 von 2

Donnerstag, 06.06.02: Düsseldorf - Emmerich

Frühstück ist sogar schon ab 6.30 Uhr möglich, was mir dann aber doch etwas sehr früh ist. Es ist bedeckt und kühler als die letzten Tage. Gegen 7.30 Uhr bin ich abfahrbereit. Heute habe ich eine etwas kürzere Etappe vor mir. Hinter Düsseldorf geht es zunächst auf Deichen weiter, einige Abschnitte sind recht neu und glatt asphaltiert. Die Städtekomplexe Düsseldorf, Neuss, Krefeld, Duisburg und Wesel gehen teilweise ineinander über, zwischenzeitlich ist die Navigation nicht ganz einfach. Werk Bayer UerdingenViel Wohngegend und immer wieder Industriegebiete. Ein kilometerlanges, recht neu aussehendes Gewerbegebiet habe ich erst beim Passieren einer halbzerstörten Werksausfahrt als Gelände der 1993 geschlossenen Rheinhausener Hütte identifizieren können. Diese Werksschließung hat seinerzeit viel Staub aufgewirbelt und Duisburgs Arbeitslosenquote sprunghaft erhöht. Die hervorragende Beschilderung des Erlebniswegs Rheinschiene hilft in den dicht bebauten Gebieten sehr und nimmt mich auch wieder hinter der Rheinhausener Werksausfahrt in Empfang. Hoffentlich unterliegen die Schilder nicht allzuschnell der sozialen Erosion und werden zerstört, beschmiert, abmontiert. Hinter Duisburg lässt die Industriedichte langsam nach, es wird wieder ländlicher. Blühendes MohnfeldAb Orsoy endet leider der Erlebnisweg Rheinschiene und damit die gute Beschilderung. Dafür gibt es seit einigen Kilometern überall Schilder der "NiederRhein-Route", die sich mit 1000 Kurven und ausgeschilderten (und mit Zielen benannten!) Alternativrouten wirklich über den gesamten Niederrhein erstreckt. Die prägnante Schlängellinie klebt fast an jedem Straßenschild.
Am frühen Nachmittag kommt die Sonne heraus und es wird richtig warm. Hinter Xanten wird mir bewusst, wie wenig ich meine "Heimat" kenne; ich fahre durch Käffer, deren Namen ich kaum je gehört habe. In Rees wechsele ich auf die rechte Rheinseite. Silhouette Emmerich am RheinIch bin viel zu früh dran, meine Mutter ist eh erst nach 19.00 Uhr da. Also lege ich mich auf die Sonnenseite irgendeines Deiches und döse ein Stündchen. Das letzte Stück nach Emmerich fahre ich über den Deich bei Dornick. Immer noch zu früh, setze ich mich in den Emmericher Rheinpark, bis meine Mutter eintrifft. Abends gibt es keine Störungen durch klappernde Japaner oder raschelnde Niederländer, was sehr angenehm ist.


123 km, Netto-Durchschnitt 18,6 km/h (die vielen städtischen Ballungsräume bremsen)

Freitag, 07.06.02: Emmerich - Ahlen

Martinikirche EmmerichDer Morgen zeigt sich grau verhangen mit Nieselregen. Iiiih! Ich weiß gar nicht, ob ich überhaupt losfahren soll. Nun ja, erst mal Radklamotten anziehen und frühstücken. Der Regen lässt unterdessen nach bis auf ein dünnes Tröpfeln. Prinzip Hoffnung, um 8.20 Uhr fahre ich los. Der Optimismus wird belohnt, schon wenige Kilometer weiter ab Rees-Millingen ist es trocken. Ich fahre wunderschöne Pättges nördlich um Bocholt herum. Eigentlich muss ich nur dem NRW-Radweg R4 folgen, der leider nur spärlich beschildert ist. Dafür schlängelt sich überall die 100-Schlösser-Route entlang, der ich abschnittsweise folgen kann. Von Bocholt nach Rhede begleite ich einen anderen Radler, der dienstlich zwischen den Krankenhäusern in Bocholt und Rhede pendelt und somit den Weg gut kennt. Weiter fahre ich südlich an Borken vorbei Richtung Heiden. Verwitterter Wegepilz in HeidenIn dieser Gegend wimmelt es von winzigen Zahlen in meiner Karte, dies sind lt. Legende "nummerierte Wegepilze". Dabei handelt es sich offensichtlich um eine Art antiker Wegmarkierung. Falls ich solch einen Pilz überhaupt finde, ist dieser meist völlig überwachsen und stark verwittert. Ich fahre durch das niedliche Groß-Reken, dann südlich an Dülmen vorbei, weiter nach Seppenrade. Ich merke, dass das Münsterland nicht mehr gar so brettflach ist wie der Niederrhein. Irgendwann bin ich nicht mehr im Kreis Borken, sondern im Kreis Coesfeld. Hier sind die R-Wege anscheinend gar nicht mehr markiert. Der R4 führt bis Ahlen jetzt allerdings noch weit durch die Pampa, da möchte ich doch nicht ohne Beschilderung fahren. Also vertraue ich mich alternativ der lokalen Radwegausschilderung an, rote Schrift auf weißem Grund. Zunächst nach Ascheberg. Mittlerweile wird mir die Strecke trotz gutem Rückenwind etwas lang. Weiter nach Drensteinfurt. Hier versuche ich zum wiederholten Male, telefonisch meine Schwiegermutter Otti zu erreichen. Die weiß nämlich noch gar nicht sicher, dass ich sie als Übernachtungsstation ausnutzen möchte und befindet sich zudem heute auf der Rückreise von der Bonner Verwandtschaft. Ich erreiche sie immer noch nicht, aber die Verwandtschaft hat ihr meine Ankunft angedroht und richtet mir von ihr die Nachricht aus, ich wisse ja, wo der Schlüssel sei. Also auf nach Ahlen, begleitet von leichtem Regen auf den letzten Kilometern. An der Stadtgrenze folge ich hoffnungsvoll einer städtischen Radwegbeschilderung Richtung Zentrum und verirre mich augenblicklich im nächsten Wohngebiet. Nebenbei bemerkt: Die Ahlener Radwege sind ebenfalls mit rotem Rad auf weißem Grund markiert. Um nicht mit den überörtlichen, gleich aussehenden Schildern verwechselt zu werden, steht immer ein Zusatz darauf: "Nur für Stadt Ahlen". Da hat sich jemand offensichtlich intensiv Gedanken gemacht :-) Endlich, um 18.30 Uhr, bin ich am Ziel. Keine Otti da! Zunächst lese ich mein Buch fast aus und friere dann leicht vor mich hin. Zum Imbiss fahre ich in die nächste Bude, danach warte ich weiter. Nach einer weiteren knappen Stunde verliere ich die Geduld, lege meine Hemmungen ab und benutze den "Geheimeingang". Kaum bin ich raus aus der Dusche, trifft Otti endlich ein. Sie war noch in Köln bummeln und kommt zu Fuß vom Ahlener Bahnhof, deswegen hat sich alles etwas dahingezogen. Sie bringt ein frisches Brot mit und tischt ein spätes Abendessen auf. Wir unterhalten uns und verbringen einen netten Abend zusammen.

166 km, Netto-Durchschnitt 19,8 km/h (geht doch)

Samstag, 08.06.02: Ahlen - Olpe (Biggesee)

Mittlerweile ist mir klar, dass die von mir angedachte weitere Route über Paderborn, Höxter, Kassel und Fulda doch noch einige Tage in Anspruch nehmen würde. Ich habe mich in den letzten Tagen auf dem Rad gut ausgetobt und möchte langsam meine Familie wiedersehen. Also beschließe ich, direkt nach Eschborn zu fahren. Die Strecke ist mir bekannt; ich bin sie bereits Pfingsten vor zwei Jahren gefahren. Quer durch Sauerland, Siegerland, Westerwald und Taunus führt die Route, die JH Biggesee bei Olpe liegt knapp auf der Hälfte der Zweitagesstrecke.
Baustelle Frielinger Brücke A2Vor der Abfahrt musste ich mich einiger Säcke Proviant erwehren, bin dann aber doch schon um 8.15 Uhr aufgebrochen. Bei Hamm-Uentrop treffe ich auf ein ernstzunehmendes Hindernis: Die Autobahnbrücke über die A2 nach Frielinghausen ist weg. Stattdessen überall Baustelle. Die entsprechenden Umleitungsschilder habe ich nach bewährter Radfahrermanier natürlich geflissentlich ignoriert. Ich wurde also zu einem länglichen Umweg genötigt.

In der sehenswerten Stadt Werl zwänge ich mich durch ein Stadtfest, leider kostet das Schieben im Gedränge etwas Zeit. Hinter Werl geht's aufwärts - Sauerland, ich komme. Die Schaltung kracht, die Kette springt nicht auf die kleinen Ritzel und quietscht trotz Öl erbärmlich. Der Schaltzug ist ausgefranst ... Außerdem fehlt der gewohnte Rückenwind. Irgendwie lande ich endlich am Sorpestausee. Meistens folge ich dem NRW-Radweg R41, allerdings führt der immer wieder in himmelwärts strebenden Steigungen irgendeinen Hang hinauf. Die radweglose Straße dagegen ist laut und vielbefahren. Teufel oder Beelzebub? Dennoch ist die Strecke relativ flach; ich mogele mich in diversen Tälern südwärts. Hinter Allendorf ist der einzige höhere Berg zu überwinden, ich werde mit 8 km berauschender Abfahrt nach Plettenberg im Lennetal belohnt. Erst der Lenne, dann der Bigge folgend erreiche ich Attendorn und den Biggesee. Wohlmeinende Mitmenschen am Seeufer warnen mich, dass das östliche Ufer durch eine große Baustelle gesperrt ist. Auf die Sperrung weisen auch mikroskopisch kleine Warntafeln hin, allerdings natürlich nicht dort, wo der Radfernweg R41 auf den See trifft. Also gut, fahre ich halt die Autostraße entlang andersrum um den See. Zu guter Letzt verfahre ich mich auch noch und fahre völlig unnütz einen Berg herauf, nur um ihn danach wieder herunterzufahren. Zur JH geht's dann natürlich nochmal steil bergauf. Um 18.00 Uhr komme ich an und erhalte noch ein Abendessen. Dann hole ich mehrere Tage meine Radtourberichte nach und lausche derweil der Probe eines Kölner Schulorchesters. Sehr angenehm! Mozarts zweites Hornkonzert habe ich sogar erkannt.

128 km, Netto-Durchschnitt 17,3 km/h (keine Berge mehr gewohnt)

Sonntag, 09.06.02: Olpe - Limburg (-> Eschborn)

Wie mir bereits von meinem letzten Aufenthalt in der JH Biggesee bekannt war, braucht der Herbergsvater morgens immer etwas Zeit, um in die Gänge zu kommen. Ich und eine weitere ungeduldige Radlergruppe lauern ihm also förmlich auf, damit wir kurz nach acht unsere Rechnung begleichen und ein Frühstück bekommen können.
Heute erwarten mich etwas mehr Berge, alle Täler laufen leider quer zu meiner südlichen Reiserichtung. Zunächst nach Freudenberg. Ab dort bis kurz vor Betzdorf gibt es einen fast fertigen, neuen Radweg, der auf einer alten Bahntrasse verläuft. Solche ehemaligen Bahntrassen sind wunderbare Radwege, da sie straßenfern und recht steigungsarm sind. Hinter Betzdorf fahre ich ins Daadenbachtal, doch dann muss ich hoch in den Westerwald. In Langenbach bei Kirburg finde ich die in meiner Karte eingezeichnete Nebenstraße nach Lautzenbrücken nicht, also frage ich eine Dame, die in ihrem Garten arbeitet. Sie gibt vor, gar keine Ahnung zu haben und holt erst mal ihren Mann. Der will mir zunächst einen Umweg weisen. Ich frage aber hartnäckig nach und schließlich fällt dem von mir geplagten Menschen doch noch ein, dass es einen Forstweg am Truppenübungsplatz entlang gibt, der dem in meiner Karte eingezeichneten Weg entsprechen könnte. Dieser Forstweg entpuppt sich als eine glatt asphaltierte Strecke, die für den normalen Verkehr gesperrt ist. Ohne Hilfe hätte ich die nie gefunden. Auf- und ab geht es auf Nebenstraßen durch den Westerwald. Ab Höhn mache ich es mir bequem und nehme die B255 nach Rennerod, anschließend die B54 Richtung Limburg. Vor Hadamar ist es dann wieder flach, ich wechsele auf die Radroute Richtung Elz und Limburg. In Nieder-Hadamar passiere ich eine Gruppe Jugendlicher, die es sich auf der Mittelfläche eines winzigen Kreisverkehres mit einem Kasten Bier auf Klappstühlen bequem gemacht haben und grillen. Gute Idee, um öffentliche Aufmerksamkeit zu erregen.
In Limburg angekommen, verlässt mich die Motivation. Ich hätte jetzt noch 50 km bis nach Hause, auf der B8 über den Taunus, am Feldberg vorbei - das habe ich mir vor zwei Jahren schon mal gegeben, darauf habe ich heute keine Lust mehr. Ab zum Bahnhof, nach Frankfurt dauert es mit Regionalbahn und S-Bahn über Niedernhausen eine Stunde.

Aufzeichnungen vergessen - bis Limburg waren es jedenfalls gut 100 km.

Fazit

Etwa 840 km in 6 Tagen, das macht einen rechnerischen Schnitt von 140 km pro Tag. Damit lag ich knapp an meiner persönlichen Spaßgrenze, fast schon etwas zu viel für meine körperlichen Kapazitäten. Vielleicht sollte ich vor meiner nächsten Singletour etwas regelmäßiger trainieren. Auch ließ der schlechte Zustand meiner Gangschaltung im Westerwald keine rechte Freude aufkommen. Touristisch war diese Radtour völlig wertlos, außer Radfahren habe ich nichts anderes gemacht. Dementsprechend ist auch die Anzahl der Fotos recht gering. Zum Austoben und Abreagieren war diese Tour aber goldrichtig. Die Strecke war nicht besonders originell - die Rheinroute kannte ich schon, die Bergstrecke Ahlen - Eschborn ebenfalls. Nur das Münsterland-Teilstück auf dem R41 von Emmerich nach Ahlen bin ich erstmals mit dem Rad gefahren. Reizvoll an der Route war die Tatsache, dass wir diese Strecken oft genug mit dem Auto auf der Autobahn zurücklegen. Es geht auch per Rad, das war es wert.

Verwendete Karte:

Der Fahrradkartensatz entspricht bis auf die Blattaufteilung den ADFC-Radkarten 1:150.000. Beide Kartensätze werden von der Bielefelder Verlagsanstalt herausgegeben.

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© Martin Taplick, 19.09.2002. Letzte Änderung am 05.10.2008